Weder Bildungsbluff noch Bildungsfeindlichkeit

In meinen literarischen Texten geht es mir nicht darum, das zu sagen, was ich sowieso schon weiß. Oder etwas zu sagen, was ich auch in einem Sachtext ausdrücken könnte. Ich schreibe, weil ich etwas herausbekommen möchte über Sprache, Sprechen, die Welt, mich selbst. Mich interessiert, was passiert, wenn ich mich aus den üblichen Mustern fortbewege und mich auf die Sprache einlasse. Im Zentrum steht für mich die Frage: Wie schaffe ich es, dass mein Text sich neuen Wahrnehmungen öffnet und sie nicht sofort wieder der gewohnten Sprache unterwirft?
Wenn ich einen Satz geschrieben habe, der zu dem zu passen scheint, was ich sagen will, frage ich mich: Habe ich wirklich zur Sprache gebracht, was ich suche, manchmal nur ahne? Oder habe ich mich vorschnell dem gewöhnlichen Sprechen angepasst und damit alles Abweichende wieder verschüttet?
Ich schreibe nicht langsam, aber ich brauche viel Zeit, um über mein Geschriebenes nachzudenken. Dabei helfen mir Texte von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die eigene Wege gehen, die etwas ausprobieren, etwas wagen, auch solche, die längst verstorben sind wie Arthur Schnitzler, Alfred Döblin oder Kurt Schwitters. Sie helfen mir gleich zweifach: Die Lektüre macht Mut, selbst zu experimentieren, und erweitert die eigene Ausdrucks-Palette.
Aber ob beim Lesen oder beim Schreiben, stets versuche ich, locker mit Literatur umzugehen: kein Bildungsbluff, aber auch keine Bildungsfeindlichkeit.

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